Entfernung + Annäherung
- Irmgard Wessels
- 12. Feb. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Seit ein paar Wochen lese ich morgens im Lukas-Evangelium um JESUS zu betrachten. Mal nicht das, was er getan oder gesagt hat, sondern was Persönliches über ihn dort steht. Es geht langsam voran. Ich versuche, mich in ihn und die beschriebene Situation einzufühlen. Versuche, all das abzulegen, was ich über die erzählten Begebenheiten weiß, und mich stattdessen mit in die Begebenheit hineinzustellen. Das braucht Zeit. Ich entdecke so viel Neues an ihm!
Diese Woche stellte ich fest, dass ich mich scheue, das Lukas-Evangelium weiterzulesen. Es erscheint mir so dicht gedrängt an Ereignissen - genau das, woran ich selbst in meinem Alltag leide.
Doch mir kommt in den Sinn, was ich gerade in "Trau Dich" gelesen habe:
Früher haben WEGE Zeit in Anspruch genommen! Zeit zum Reflektieren, Zeit für die Seele ebenfalls von A nach B zu kommen.
So lese ich einige Texte aus Kapitel 4 noch einmal neu:
Wo war Jesus eigentlich? In Vers 44 steht z.B. dass er "umher zog" und "überall in Judäa in den Synagogen predigte". Heute würde ein so gefragter Mann einen eigenen Chauffeur haben, der ihn zu mindestens 3 Terminen an einem Tag in verschiedenen Orten bringt. Doch Jesus ist vermutlich gelaufen. Alleine? In einer kleinen Gruppe? Man weiß es nicht. Er wird sich mit seinem Vater, d.h. mit Gott, unterhalten haben und sicher auch mit Menschen. Morgens hat er auf jeden Fall die Einsamkeit gesucht, um mit seinem Vater allein zu sein. Das wird öfters erzählt.
Ja, die Zeit alleine am Morgen schätze ich auch sehr!!! Was wäre ich ohne diese Vertrautheit mit Jesus!
Doch ich erkenne, wie sehr die WEGE mir fehlen, seitdem Corona unsere Welt erschüttert hat!
Bis vor 2 Jahren war es für mich normal, jede Woche 2 oder 3 Tage unterwegs bei einem Kundenprojekt zu sein. Viele Monate, manchmal Jahre in der Regel dieselben Wege zu fahren. Ich hatte über viele Jahre das Glück, dass ich meine Projekte in 1,5 - 2 Stunden Autofahrt
erreichen konnte. So habe ich mich gut darauf eingestellt: Die Fahrt war mir keine Last. Im Gegenteil, ich habe mich darauf gefreut. Habe mit Jesus geredet, gesungen, Predigten gehört, nachgedacht, telefoniert. In der Regel eine echt erfüllte Zeit!

Mir stehen plötzlich die Fahrten nach Arnheim wieder vor Augen:
Die Jahre, die ich dorthin gefahren bin, waren eine herausfordernde Lebensphase für mich in mehreren Bereichen meines Lebens. So war die Hinfahrt oft davon geprägt, eindrückliche Erlebnisse, Gespräche und Begegnungen vom Wochenende zu verarbeiten und zu umbeten. Einige Wegpunkte auf der Strecke sind mir nachdrücklich in Erinnerung: Einmal war ich vor Apeldoorn auf der langgezogenen Kurve runter von der A1 auf die A50 als mir schlagartig eine Erkenntnis über eine der Personen kam, über deren Verhalten ich nachgedacht hatte. Wie ein magisches Bild , das plötzlich umspringt und man nicht mehr die alte, sondern die junge Frau sieht. Das hat meine Beziehung zu dieser Person und mein Verhalten ihr gegenüber nachhaltig verändert! Ich konnte viel freier mit ihr umgehen, anders für sie beten als vorher, obwohl sich die Situation als solche sich nicht verändert hatte. So etwas ist für mich ein Impuls des Heiligen Geistes! Er führt in die Freiheit!
Nach dem Abbiegen von der A50 auf die A12 nördlich von Arnheim war es spätestens Zeit, die Arbeit und die Menschen in den Blick zu nehmen. Ich habe mir die Themen in Erinnerung gerufen und die Mitarbeiter, denen ich gleich begegnen würde. Mein Gebetsanliegen in vielen Varianten immer wieder: Das Richtige zur richtigen Zeit auf die richtige Art tun können.
Beim Erinnern kommen die Tränen: So sehr hat Gott mich während dieser Zeit geformt und gesegnet!!
Auch bei einem anderen Kunden war es manchmal nur der bewusste Weg von unserem Projektraum hin zum Arbeitsplatz einer Mitarbeiterin, mit der ich die nächsten 2 Stunden verbringen würde. Ich sehe mich noch eine bestimmte Treppe hochsteigen: 2 Stockwerke hoch, den schweren Laptop-Rucksack auf dem Rücken, das Gebet im Herzen: Lass mich bitte zum Segen sein! Für den Menschen und die Arbeit, die zu tun ist ...
Ja, das fehlt seit Corona! Ich kann meine Arbeit auch wunderbar virtuell über das Internet machen. Spreche jeden Tag in verschiedensten Meetings mit diversen Leuten. Langweilig wird es wahrhaftig nicht!
Doch Meeting reiht sich manchmal an Meeting. Es wird erwartet, dass das problemlos möglich ist. Aber kein WEG unterbricht die Gedanken. Ich entferne mich nicht, verabschiede mich nicht wirklich von dem einen Thema und den Menschen, mit denen ich gerade zusammen war. Nein, ich stolpere hinein in die nächste Aufgabe, die neuen Begegnungen, anstatt mich in Ruhe annähern zu können. Vielleicht schreibe ich noch schnell das Protokoll fertig oder beantworte eine Mail. Aber die Zeit zu sagen: Hey, Jesus, was war das jetzt? Was ist wichtig? Was sollte ich mitnehmen? Was im Herzen behalten? ... Und worauf muss ich mich jetzt einstellen? Wie kann ich den Menschen, denen ich jetzt begegne, Gutes tun? Segne Du sie! Offenbare Du Dich ihnen! Diese Zeit ist nicht mehr da. Und schon gar nicht, auch wirklich zu hören ...
Ich will diese Wege bewusst wieder finden! Noch fehlen die Ideen dazu. Doch wenn Gott so eine Erkenntnis schenkt, inspiriert er auch gerne zu konkreten Schritten, wenn man ihn danach fragt!
Ich bete für Dich, lieber Leser, um erfüllte WEGE, die Dir den Raum zum Atmen, Reflektieren, Nachdenken, Beten, Entfernen und Annähern schenken!
P.S.
Wenn Du über einen neuen Beitrag im Blog informiert werden möchtest, klicke bitte oben im Kopf "Anmelden/Registrieren" und trage dann Deine Emailadresse ein!

Commentaires